Geboren am 27.04.1829 in Morges
Gestorben am 25.04.1898 in Düsseldorf
Benjamin Vautier ist der Sohn eines Lehrers und Pfarrers. In Nähe zum Genfer See und inmitten der Berge wünschen seine Eltern, dass er dem Vorbild seines Vaters folgt und ebenfalls Pfarrer wird. Aber Benjamin hat anderes im Kopf. Schon früh erkennt auch sein Vater, dass er großes Talent beim Zeichnen besitzt und erlaubt ihm das Studium der Malerei. Nachdem er in Genf eine Zeichenschule besucht, beginnt er anschließend mit einer Lehre als Emailmaler. In diesem Beruf arbeitet er später auch einige Jahre, nimmt jedoch privat weiter an Aktzeichen- und Aquarellmalerei-Kursen teil.
Kontakte mit Kunsthändlern bringen ihn 1850 schließlich dazu die Schweiz zu verlassen und sich auf den Weg ins Rheinland zu begeben. In Düsseldorf angekommen, studiert er bei Karl Ferdinand Sohn an der Kunstakademie. Mit der Lehrweise Schadows hat er allerdings seine Probleme und so bricht er nach wenigen Monaten sein Studium ab und beginnt privat bei Rudolf Jordan zu lernen und sich sein Brot als Illustrator zu verdienen.
Nach mehreren Reisen in den Schwarzwald, wo er das Leben der Bauern studiert, und einem Aufenthalt in Paris, kehrt er 1857 nach Düsseldorf zurück und wird sesshaft. Nur ein Jahr später heiratet er Bertha, die Tochter des kulturaffinen und angesehenen Düsseldorfer Notars und Politikers Joseph Euler, und wird zum Professor ernannt. Zahlreiche internationale Kunststudenten wollen in den folgenden Jahren bei ihm lernen.
Mit seiner Frau Bertha bekommt Benjamin Vautier eine Tochter und drei Söhne.
1850 wird er Mitglied im Künstlerverein Malkasten. Er unterstützt die Suche nach den geeigneten Räumlichkeiten und vor allem deren Finanzierung, die durch Verlosungen von Kunstwerken der Mitglieder zustande kommt. Damit steht 1861 dem Bau des Malkasten-Hauses und dem Kauf des angrenzenden Jacobigartens nichts mehr im Wege. Nur wenige Meter entfernt befindet sich auch sein Wohnhaus in der Goltsteinstraße 29. Er übernimmt diverse Aufgaben und schließt sich u. a. Wilhelm Camphausen und Karl Immermann an und konzipiert ebenfalls „tableaux vivants“ (lebende Bilder). Mit Musik und Schauspielern werden dabei die Werke der Künstler lebendig nachgestellt.
Neben seiner Tätigkeit im Künstlerverein Malkasten, ist er im Verwaltungsrat des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen tätig und zudem Mitglied an den Akademien von Amsterdam, Antwerpen, Berlin, München und Wien.
Er ist bekannt, geschätzt und angesehen und wirkt über dreißig Jahre in Düsseldorf. Aufgrund einer Lungenentzündung verstirbt Vautier 1898. Beerdigt wird er auf dem Nordfriedhof. Ihm zu Ehren fertigt Karl Janssen ein Grabrelief an: „Die trauernde Malerei und der Genius der Unsterblichkeit, den Tod vertreibend“.
Während seine frühen Werke das Leben am Genfer See und später im Schwarzwald thematisieren, konzentriert er sich im weiteren Verlauf mehr auf die Darstellung des Landlebens. Dabei idealisiert er dieses aber weder, noch dramatisiert er es. Seine Bilder sind Erzählungen von Szenen des Lebens dieser Menschen. Geburten, Hochzeiten, Begräbnisse, Feierlichkeiten, Freude und Leid sind in seinen Bildern festgehalten.
Später entwickelt er eine Begeisterung für amüsante und eigenartige Gegebenheiten. Vautier verbildlicht selbsterlebte Abenteuer seiner Studienreisen, dreiste Stadtmenschen oder leicht tölpelhafte und gutgläubige Landleute. Er zeigt klar und ehrlich Emotionen und Situationen und reichert sie je nach Geschichte mit einer charmanten Komik an.
Die Werke Vautiers strahlen etwas Anmutiges aus. Die Malweise ist klar, fein und die Farbigkeit stark, jedoch immer dem Bindinhalt angepasst.
Portrait: Benjamin Vautier, Selbstporträt, 1888
Quellen:
Baumgärtel, Bettina, Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918, Band 1, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011
Daelen, Eduard, Vautier, Benjamin, in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908), S. 738-741 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118767402.html#adbcontent, 15.01.2020, 18.04h